BEFREIUNG – Das Ende der Angst
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Angst ist die Abwesenheit von Liebe. Angst trägt die Frequenz von „nein“ und stellt daher eine energetische Blockade dar. Sie verhindert, dass unsere Seele in Resonanz mit dem Leben geht.
Angstfreiheit ist der Anfang eines bewussten und erfüllten Lebens. Sie ist einer der wesentlichen Effekte des sogenannten „Aufwachens“. Die Befreiung von Angst umfasst zwei zentrale Ereignisse: Die Begegnung mit Gott und die Reintegration dieser Begegnung in ein lebendiges, liebevolles, weltliches Leben.
In letzter Zeit wird viel geredet und geschrieben von diesem „Aufwachen“, das ich Begegnung mit Gott nenne. Das ist gut. Skeptisch betrachte ich allerdings eine Verherrlichung oder weltfremde Verbrämung dieses Vorgangs, der immer mehr Menschen erfasst.
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Vor 15 Jahren gab es ein sehr einschneidendes Ereignis in meinem Leben, als ich nach vielen Wochen Einsamkeit im tropischen Dschungel eine tiefgreifende Katharsis erlebte und mich in einem zeitlosen Zustand unendlicher Weite und Stille wiederfand. Das veränderte mein gesamtes bisheriges Leben, meine Geschichte, meine Überzeugungen und meine Bindungen von einem auf den anderen Moment.
Bis dahin war ich davon ausgegangen, dass eine ganze Menge Dinge „sicher“, „objektiv wahr“, „eindeutig“ und „zwangsläufig“ seien. Diese Starre, diese eindimensionale Wahrnehmung der Realität endete mit diesem Ereignis.
Stattdessen lebe ich in einer neuen, unaufgeregten Gewissheit: die klare Wahrnehmung einer göttlichen Präsenz, die Einsicht in eine höhere Ordnung und meinen Beitrag darin, vor allem aber eine uneingeschränkte Verbundenheit zu meinen Mitwesen. Dieses Gewahrsein begleitet meine Wahrnehmung und mein Handeln kontinuierlich – ganz gleich, in welchen Situationen, Fragen, Wirrnissen ich mich befinde. Nachdem ich einige Monate in einem Hochzustand verbrachte – vergleichbar mit einer Dauermeditation – kam eine Phase, in der ich diese umfassende Befreiung von meinen eigenen Vorstellungen und das Gewahrsein des größeren Zusammenhangs in meinen Alltag zu integrieren begann.
Nun werde ich in den letzten Jahren zunehmend mit zwei Phänomenen konfrontiert:
1. Immer mehr Menschen leben in diesem Gewahrsein und berichten von ähnlichen Erfahrungen
2. Noch viel, viel mehr Menschen verlieren allerdings völlig den Bezug zu sich oder zur weltlichen Realität, reden von Rationalität und klammern sich umso mehr an eine eingebildete Objektivität.
Oder – genauso fatal – sie reden vom großen Alleinen oder vom großen Nichts, entwickeln allerlei romantische Vorstellungen von Parallelwelten und kommen überhaupt nicht mehr klar. Das Ergebnis: Zerrüttete oder sinnleere Beziehungen, dauerpleite oder geldgeil, ohne jedweden Sinn im täglichen Tun, entweder heillos gefangen in einer leblosen Konventionalität oder völlig abgehoben in esoterische Phantasiewelten.
Das bringt mich dazu, einmal mehr über Angst zu sprechen.
Angst treibt diese Verwirrung.
Angst ist es, die die Integration des „Aufwachens“ behindert.
Um diese Grundängste, mit denen wir alle irgendwie infiziert wurden, besser zu beschreiben, spreche ich von meinen eigenen Erfahrungen – und den Irrtümern, die mir im Prozess des Erwachens begegnet sind.
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Die Sehnsucht nach Gott und der nicht immer angenehme Weg der Nicht-Anhaftung, des Mitgefühls, der geistigen Befreiung und vollen Verantwortungsübernahme beschenkte mich reich: Die wiederkehrende Ekstase der göttlichen Berührung verschiebt die Relationen in allem, was mir begegnet, in allem, was mein Leben hervorbringt. Der Lebens- und Erfahrungsraum ist sehr weitgehend befreit von äußeren Grenzen. Weder materielle noch soziale weder geistige noch emotionale Zwänge bestimmen mein Leben. Es gibt kaum etwas, das ich „muss“. Mein Herz ist in der Lage jederzeit und mit allem sich zu verbinden und in bedingungslose Liebe zu gehen. Kaum eine menschliche Regung, die mir unzugänglich wäre. Mein Geist ist frei und vermag über die Grenzen des Unmöglichen sich zu erheben mich immer wieder in Situationen zu führen, die mir Neuland und Wachstum schenken – nach meiner Wahl.
Das klingt paradiesisch, wenn man sich in einer Tretmühle von Zwängen und Kausalitäten erlebt, die nie wirklich hinterfragt wurden. Es ist gar nicht mehr bewusst, dass man sich auf das „Wissen“ der anderen stützt – zu Arbeit, Machtverhältnissen, zum Lebenskampf und zu den Naturgesetzen. Die Angst bewacht den Status Quo, füttert unseren Kopf mit den immer gleichen Befürchtungen und den immer gleichen Bestätigungen für diese Befürchtungen. Man bleibt manipulierbar in Reiz-Reaktionsmaschinen und ist nicht in der Lage, aus sich selbst heraus das Gegenwärtige klar und richtig einzuschätzen. Stattdessen klammert man sich mit ganzer Kraft an Gesetze und Sicherheiten, die irgendjemand irgendwann einmal als „einzig wahr“ verkauft hat.
Wer Freiheit will, und eine Erweiterung des eigenen Lebens, muss die eigene Angst erkennen und meistern. Solange Angst regiert, insbesondere dann, wenn sie als solche gar nicht erkannt wird, ist keine klare Wahrnehmung und damit auch keine Selbststeuerung oder Führung möglich. Das Hinterfragen der zentralen Grundannahmen – Muss ich arbeiten ? Brauche ich Geld ? Ist der Mensch ein soziales Wesen ? Ist es „Schicksal“ ob ich krank werde oder sterbe ? Kann ich an den sogenannten „globalen Bedrohungen“ als einzelne/r nichts ändern ? – ist angstbesetzt.
Um die Angst zu beenden, müssen wir diese Angstvermeidungsschleife durchbrechen.
In Angst gefangen sind allerdings nicht nur die, die in erlernten Lebensgesetzten verweilen, sondern auch viele der Menschen. die sich auf einem „spirituellen Weg“ wähnen, ohne in die Tiefen vorzudringen. Die konventionellen „Gesetzte“ wurden durch Phantasiewelten und neue Konzepte ersetzt – ohne dass die Angst vor der Bodenlosigkeit, vor der totalen Unwissenheit wirklich gemeistert wurde:
OHNE NETZ UND ANKER
Ein befreites Bewusstheit hat in weltlichen Zusammenhängen keinen festen, äußeren Anker mehr:
Keine Zwänge, keine Pflichten, keine Projektionen halten her für das eigene Handeln und Zweifeln, denn es ist bewusst, dass das äußere Geschehen die innere Haltung spiegelt.
Ganz gleich, was in der Vergangenheit war, ganz gleich welche Verpflichtungen eingegangen wurden durch Familiengründung oder Berufswahl, ganz gleich welche Herausforderungen genau jetzt anstehen: Befreiung von Angst schließt Opferstorries, Forderungen und Klagen aus. Angstfrei lässt sich jedes Ereignis, jede Begebenheit als Chance wahrnehmen, die eigene Makellosigkeit zu üben, sich darauf zu besinnen, was (mir selbst) wirklich wichtig ist –und die Situation genau dazu zu nutzen, dieses „Wirklich wichtig“ für sich und andere erfahrbar zu machen.
Ohne Anker, Netz und doppelten Boden: Niemand, der mich rettet, niemand, der die Verantwortung übernimmt, niemand, der es schon richten wird. Nur ich selbst, mit meiner entfalteten Kraft, Teil eines Ganzen.
Das ist kein Plädoyer für den „lone wolf“ – ganz im Gegenteil: Gerade die herausfordernden Themen im Leben können uns in unsere eigene Kraft führen – wenn wir sie nicht vergeuden für Kriege mit der Umwelt sondern erleben, leben, dass die Umwelt uns selbst spiegelt, dass es eine untrennbare Verbindung gibt zwischen uns und dem, was uns begegnet. Bewusstseinsarbeit bringt mit sich, dass wir nicht mehr (ver-)urteilen können und in Schuld- oder Abgrenzungsprojektionen die Kraft des Widerstandes finden. Denn die Position „der anderen“ liegt dem Herz offen, wir sind immer auch Teil. Doch „unsere Themen“ müssen wir alleine meistern, aus eigener Kraft, es sind unsere ganz persönlichen Lektionen. Die Verbundenheit ist für die Freude – nicht für das Wechselseitige Gefangensein in den Ängsten und Forderungen des anderen.
NICHT „WOLLEN“ – WISSEN
Auf den spirituellen Weg sich zu begeben verlangt zudem, immer weiter zu gehen, nicht anzuhaften und es sich gemütlich zu machen. Denn Gott ist im Leben, im Wandel, im Wirken der Seele mit Gott. (wer Probleme mit dem Wort „Gott“ hat wähle seine angstfreie Alternativbezeichnung 😉 )
Wenn wir an Erinnerungen hängen oder an Wünschen, fließt ein Großteil der Aufmerksamkeit weg von der Gegenwart. Die Gegenwart, die Begebenheiten genau jetzt, sind jedoch der Ort, an dem wir jetzt wirklich gebraucht werden. Hier und jetzt zeigt sich die Möglichkeit, aus ganzer Kraft zu antworten und darin Erfüllung zu finden.
Nicht in Umständen, die anders sind, als die Situation genau jetzt. Nicht in Verhältnissen, die wir so gerne erhalten wollen, die aber längst vergangen sind.
Auch dies kann in ein Extrem interpretiert werden: Gegenwärtigkeit heißt nicht Opportunismus, der sich nicht einsetzt, der sich versteckt hinter dem „Lauf der Dinge“ oder hinter der Weisheit des Göttlichen. In dieser Art von Distanz und Nicht-Beteiligung spiegelt sich nur die Angst vor der eigenen Ohnmacht und dem Scheitern.
Ein Mensch, der sein Erwachen integriert hat, ist mit ganzer Aufmerksamkeit und vollem Einsatz im Geschehen. Es ist wichtig und verleiht der Seele Kraft, bestimmte Dinge deutlich zu machen oder Wertvolles zu würdigen und zu schützen. Hier bildet sich die von den Adavita-Leuten so gefürchtete Identität neu heraus: Ja, es gibt ein Anliegen, ja, es gibt etwas, das genau mir genau so wichtig ist. Der Unterschied zu angstgetriebenem Handeln ist allerdings, dass dieser gegenwärtige Einsatz für ein Anliegen nicht auf ein eigennütziges Ziel, ein Ergebnis hinsteuert, sondern darauf angelegt ist, hier und jetzt zu dienen.
Mit der integrierten Persönlichkeit, die teilnimmt am Leben und ein klares Anliegen für das Ganze hat, entsteht Lebensenergie, die allen zukommt: Voller Einsatz, ganze Präsenz, die höchste mögliche Klarheit für diesen Moment, für das, was jetzt wahr ist. Das ist etwas anderes, als krampfhaft an Situationen festzuhalten, die längst nicht mehr wahr sind oder Situationen herbeizusehen, die lediglich Angst und Mangel kompensieren….
OHNE LOB – ERFÜLLT
Und dann gibt es noch etwas, das zeigt, ob die Befreiung von Angst tatsächlich integriert ist – oder nicht: Dein Dienst am Leben wird nicht mehr honoriert und dressiert. Die Welt des Nutzens und der Maximierung weiß nichts anzufangen mit dem weiten Raum deines Bewusstseins und Wirkens. Sie kennt nur bestimmte Größen anerkennenswerter Leistung – Menge, Geschwindigkeit, soziale Abhängigkeiten. Ganz bestimmte Berufsbilder, ganz bestimmte Ausbildungen, ganz bestimmte Rollen und Funktionen.
Wer aber aus dem Herzen wirkt, ordnet sich nicht mehr ein in solche Muster und Verstrickungen. Denn das kostet wertvolle Kraft, die nicht dem Leben oder dem großen Ganzen zur Verfügung steht, sondern nur den Ängsten des Kollektivs und seinem Streben nach Sicherheit. So wirkt ein bewusster, spirituell und weltlich integrierter Mensch ausschließlich aus der eigenen Kraft ohne Hoffnung auf Zuschüsse oder Förderung.
Auch dies bedeutet wieder nicht, dass da nicht sehr viel zurückfließt und eine wundervolle Resonanz mit den Mitwesen resultiert. Doch dies ist nicht mehr sicher und nicht mehr notwendige Motivation. Ein angstfreier Mensch kann damit umgehen, mal dazuzugehören – und mal nicht. Beifall zu bekommen – oder Ablehnung.
Die Befreiung von Angst zeigt sich also am besten an drei Punkten:
KEIN ANKER: Es wird keine Kraft mehr verschwendet in äußere Anker und Sicherheiten. Die Entscheidungen über das eigene Handeln beziehen sich nicht auf das Wissen oder die Bedürfnisse anderer. Es wird volle Verantwortung für die eigene Wahl übernommen.
KEIN WOLLEN, KEIN PLAN: Haltung und Handeln resultieren aus einer klaren Wahrnehmung des Gegenwärtigen – Konsequenzen in der Zukunft oder Erfahrungen aus der Vergangenheit beeinflussen dies nicht mehr
KEINE ANERKENNUNG: Das eigene Leben ist ein selbstgewählter Dienst am Ganzen. Die Abhängigkeit von der Anerkennung der anderen existiert nicht mehr.
Aus einer solchen Haltung entstehen die großen buddhistischen Tugenden: Mitgefühl, Nicht-Anhaftung und Selbstlosigkeit. Und: Ein Selbstbestimmtes, zufriedenes und sinnerfülltes Leben.
Vermagst Du all dies zu tragen ?
Wirst Du Dich selbst halten können, im unbegrenzten Raum eines erweiterten Bewusstseins ?
Ist deine Verbindung zu Gott stark genug, Dich zu nähren, wenn Du in der Welt weder Platz noch Nahrung, weder Sinn noch Freude findest, stattdessen all diese Schätze immer wieder neu aus Dir gebären und verschenken musst ?
Dann sei willkommen auf diesem Weg, der einer von vielen ist, und so verkannt von denen, die ihn aus bürgerlicher Sicherheit betrachten.
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