2. Burn Out
Was ist es? Wen betrifft es? Wie geht man damit um?
Seit knapp vier Jahren gibt es ein Expert/innen-Forum auf Xing, das sich gezielt mit Prävention und Therapie des Burn Out-Syndrms befasst. Wir sind mittlerweile 791 Mitglieder und sammeln Erfahrungen und Wissen zum Thema.
An dieser Stelle möchte ich nochmals kurz die wichtigsten Facts zu Definition, Betroffenen und möglichen Therapieformen zusammenfassen. Zudem freue ich mich über zwei Beiträge von Kolleginnen aus dem Forum: Claudia Payer, ehemals Betroffene und heute Projektmanagerin bei Lufthansa Systems Infratec schreibt über die Naivität, in der Arbeitgeber und Ärzteschaft noch immer mit dem Thema umgehen. Nadine Lexa, ging mit ihrer Masterthesis der Frage nach, ob Berufe mit psychisch belastendem Inhalt (in Ihrem Fall: Palliative Medizin) und Burn Out zusammenhängen. Sie hat uns ein Abstract hieraus zur Verfügung stellt.
2.1. Burn Out – Was ist es? Wen betrifft es? Wie geht man damit um?
Was ist Burn Out?
Die Wissenschaft gibt nicht viel her zu diesem Thema – zu diesem Schluss kommt auch die 2010 erschienene Studie des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), in der die vorliegende Studienliteratur zur Differentialdiagnostik des Burnout-Syndroms aufwändig ausgewertet wurde. Auch eine Online Befragung der Bertelsmannstiftung aus dem Jahr 2009, an der 740 Manager teilnahmen, bleibt in der Definition des Begriffs diffus.
Im Expetrenkreis kamen wir mehrheitlich zu der Auffassung, dass eine chronische körperliche Erschöpfung verbunden mit einer anhaltend geschwächten emotionalen Verfassung (Motivationsbarrieren, Sinnfragen, belastendes Verhältnis zwischen Betroffener/m und Umfeld) den Zustand beschreibt, mit dem mehr und mehr Menschen unsere Beratung und Unterstützung suchen.
Wen betrifft es?
Auch darüber streiten sich die Geister. Nadine Lexa geht in ihrer Masterthesis (s. Folgebeitrag 2) auf die im Forum stark diskutierte These ein, dass besonders „helfende Berufe“ gefährdet sind. Claudia Payer beschreibt (s. Folgebeitrag 1) aus eigenen Erfahrungen einen Zusammenhang zwischen arbeitsteiligen Organisationen, die einem zunehmenden Paradoxon zwischen Weisungsbindung und nahezu unternehmerischer Erfolgsverantwortung ausgesetzt sind. Ich wiederum vertrete die Auffassung, daß drei persönliche Disopsitionsfaktoren Burn Out begünstigen:
- Anspruch: Wie viel und wie gut muß die eigene Leistung sein?
- (fehlende) Authentizität: entspricht die Tätigkeit der (natürlichen) Persönlichkeit?
- Balance zwischen Abgrenzung und Verantwortung: Geht das Gemeinsame „über alles“?
Wann ist es Zeit, zu handeln? Und was ist zu tun?
Es mag in unserer „Funktionswelt“ vielleicht etwas eigenartig klingen – doch ein Mensch, der mit sich und der Natur im Einklang lebt, unterbricht sein Tun in dem Moment, in dem er festestellt, dass nicht weiß, WOFÜR er es tut.
Mit einem Blick zurück auf die BO-Dispositionsfaktoren ergibt sich hieraus auch eine sehr logische Handhabung des BO-Syndroms, und zwar unabhängig davon, ob der Erschöpfungszustand bereits von körperlichen Beschwerden begleitet ist oder nicht:
- RUHE
– damit überhaupt eine Wahrnehmung für die Prüffrage möglich ist.
- STÄRKUNG
– Handlungsfähigkeit und Entscheidungskraft wiederherstellen
- AUSRICHTUNG
– das ist der Knackpunkt: Die Motive, die zu bisherigen Einschätzungen und Entscheidungen geführt haben, müssen überprüft werden, denn sie waren offensichtlich nicht sinnvoll. Hier findet die eigentliche Transformationsarbeit statt, die die Ursache des Burn Outs im Betroffenen behebt. Erst dann sind adäquate Konsequenzen im Umfeld erkennbar und durchführbar.
- ERWEITERUNG
– wenn frühere Begrenzungen wegfallen und nicht mehr die Konvention“ sondern das Herz bestimmt, woran sich das Leben ausrichtet, entstehen dann werden andere Maßstäbe, anderes Wissen und neue Erlebensräume relevant. Wenn die BO-Betroffenen beginnen, diese zu erkunden, sind sie nicht mehr „betroffen“.
Dieser 4-Schritt kann im Sinne eine Präventionsprogramms gestaltet werden.
Als Personalverantwortliche/r, Berater/in oder auch Therapeut/in haben Sie hierzu sicher gutes Werkzeug.
Vor allem aber muss dieser Prozess durch die BO-Betroffenen selbst vollzogen werden. Allein oder in Begleitung.
2.2. Burn Out-Experten – Wer ist das?
Von Claudia Payer
Es handelt sich um ein Expertenforum – damit stellt sich die Frage „Wer ist Experte?“
In meinen Augen sind dies nicht nur die Ärzte und Therapeuten, welche sich um die Burnout-„Erkrankten“ kümmern, sondern gerade auch die Betroffenen selbst. Es ist immer der Betroffene, der zum Experten in eigener Sache werden muss.
Ich habe damals alles verschlungen, was zum Thema Burnout geschrieben wurde. Außerdem hatte ich eine Gesprächstherapie besucht. Meine Bemühungen, eine Reha-Maßnahme zu erhalten, hatte ich abgebrochen. Zum damaligen Zeitpunkt hatte man wohl noch nicht realisiert, dass Burnout nicht nur Lehrer und Pflegepersonal trifft, und Antragsteller an Psychiater verwiesen. Insgesamt war es ein langer Weg zurück, und danach ist man nicht mehr derselbe Mensch wie vor dem Burnout. Ich habe damals viele wertvolle Erkenntnisse gewonnen über die Ursachen und Auslöser von Burnout, und seither nicht aufgehört, mich mit dem Thema zu beschäftigen.
Meine Erfahrung ist, dass Burnout-Betroffene häufig viel zu lange mit ihrem Problem alleine gelassen werden. Ich habe damals richtig kämpfen müssen, um einen Weg aus der Krise zu finden – obwohl ich die Kraft dafür gar nicht mehr hatte. Die Folge ist, dass man immer mehr an der eigenen Situation verzweifelt. Man darf aber den Burnout-Betroffenen auch nicht zum hilflosen Patienten degradieren, indem man ihn an den Psychiater überweist und ihn mit Psychopharmaka betäubt – so wie mir das zunächst passiert ist. Zu dem Problem kommt dann noch die Angst, für den Rest des Lebens einen sichtbaren Makel zu tragen, der sich aus der eigenen Vita nicht mehr tilgen lässt.
Meines Erachtens wäre ein Coaching, am besten mit medizinischem Hintergrund, für den Betroffenen der beste Ansatz, sich kompetent zu fühlen, sein Burnout zu bewältigen und einen Perspektivwechsel einzuleiten. Das würde dem Thema auch den Makel der „Krankheit“ nehmen. Wobei ich nicht bestreiten möchte, dass Burnout-Betroffene schwer erkranken können, wenn die Hilfe nicht angemessen oder zu spät erfolgt.
Wer jemals ein Burnout erlitten hat, kennt die Gedanken und Ängste, dass einem das wieder passieren könnte. Die Angst vor dem sozialen Abstieg trifft jeden, der jenseits der 40 ist und sich beruflich neu orientieren muss.
Das heißt für mich aber nicht, dass ich mich darin ergebe, sondern meine Sensibilisierung für Burnout mir als Warnung dient, es nicht mehr soweit kommen zu lassen.
2.3. Burn Out bei Begleiter/innen in Krisensituationen
Von Nadine Lexa
(E.Rosenfeld: Kurz voran geschickt: Die Kolleg/innen im Forum hatten diskutiert, ob gerade Berufe, in denen „die Krise der anderen“ Arbeitsinhalt ist, besonders häufig in den Burn Out führen. Das betrifft Therapeut/innen, Seelsorger/innen, medizinische Berufe – aber natürlich auch Führungskräfte. Daher fand ich die Masterthesis von Frau Lexa interessant)
Die Belastungen für die Mitglieder eines Palliativteams sind regelmäßig durch Grenzerfahrungen mit dem Tod besonders hoch. Selten wurde in Deutschland analysiert, welche Auswirkungen diese besondere Tätigkeit hat. Daher fokussiert die vorliegende Studie auf die Belastungsfaktoren, die Belastungssymptome und die lindernden Faktoren von Burnout.
Ausgegangen wurde von der These, dass die häufige Konfrontation mit Tod und Sterben ursächlich für die Entstehung von Burnout sein könnte.
Diese These konnte nicht bestätigt werden.
Es hat sich vielmehr gezeigt, dass der „nicht erfüllte Palliativanspruch“ stärkster Entstehungsfaktor ist.
Auslöser hierfür liegen in der Zunahme organisatorischer Aufgaben und in der Anpassung des Palliativanspruchs an die veränderten Gegebenheiten, weniger in der häufigen Konfrontation mit Tod und Sterben.
Das Burn Out Experten Forum finden Sie bei Xing hier https://www.xing.com/net/pria858eex/burnoutexperten/
3. Wertebasiertes Management oder Für die Natur des Menschen
Was habe ich mich gequält, dem CEO eines Atomkonzerns das Geheimnis innerer Werte näher zu bringen! Und wie leicht war es, den Mitgliedern des Präsidiums einer der größten deutschen Verwaltungseinrichtungen Wege zu zeigen, Ihre ganz persönliche Vision von einer transparenten und kollegialen Zusammenarbeit in die verkrusteten Behördenstrukturen zu bringen!
Das ist schon ein paar Jahre her – lange bevor die große „Wertewelle“ in Politik und Wirtschaft dazu dienen sollte, Inkompetenz durch Aufrufe zur Mitverantwortung auszugleichen.
Es ist viel Schaden entstanden durch diese Welle.
Denn viele Menschen haben verstanden, dass sie mitverantwortlich sind für Arbeitsbedingungen, politische Missstände und Naturkatastrophen. Und daher waren sie offen für das Thema, bereit, sich zu zeigen und wieder an das Gemeinsame zu glauben.
Was für ein Desaster für die Stimmung in der Belegschaft, wenn Führungskräfte, allein von Leistungsgrößen getrieben, eine Wertekampagne ausrufen. Was für ein Kaspertheater, wenn bunte Tabellen die (spirituellen?!?) Entwicklungsstufe eines Unternehmens kategorisieren.
Nein. Auf diese Weise kann ich nicht vermitteln, was ich auf zig Lesereisen, Vorträgen und Präsentationen erklärt habe:
Ein wertebasiertes Unternehmen entsteht (nur) dann, wenn die Menschen, die Strategie, Steuerungssysteme (KPI und Corporate. Governance) selbst wertebasiert sind. Und diese Werte explizit auch zu den Leitwerten des Unternehmens machen.
Das ist die Natur des Menschen.
Des authentischen Menschen.
- wissen, wer ich bin (= wie mein Wesen beschaffen ist)
- wissen, wofür ich hier (in diesem Leben) bin – und wofür ich mein Leben einsetze (ideell)
- einstehen hierfür, Wege finden, wo und wie das geht, Verbündete suchen, die für das gleiche Anliegen stehen und sich ebenso dafür einsetzen
Menschen darin zu unterstützen und zu begleiten, zu dieser ihrer ursprünglichen Natur zurück zu kehren, dafür bin ich angetreten und darin darf ich mich wohl als Expertin bezeichnen.
Das möchte ich mit dem Relaunch meiner Website und meines gesamten professionellen Profils verdeutlichen: Ich spreche eindeutig Menschen persönlich an, die (zunächst einmal) sich selbst transformieren wollen.
Und hier können wir aus den Vollen schöpfen:
Mein Coaching „Was Dir wirklich wichtig ist“ ist seit 11 Jahren ein nachhaltiger und tiefer Prozess, der viele Menschen schon in ein neues und erfüllteres Leben geführt hat. Diesen Prozess habe ich im Laufe der Jahre auch in ein kompaktes Format gebracht, sodaß er auch im Rahmen von „Auszeiten“ vollzogen werden kann.
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